oekostrom AG

Die oekostrom AG war mein erstes Aktieninvestment im Bereich der Erneuerbaren und seither haben wir bei Kapitalerhöhungen in vollem Umfang mitgezeichnet und sind weitere Beteiligungen im Bereich der Erneuerbaren eingegangen. Nachdem die oekostrom AG einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende in Österreich leistet, wollte ich die Entwicklungen der letzten Jahre zusammenfassen und einen Ausblick wagen.

Bürgerbeteiligungsgesellschaft wird erwachsen

Die Zeit zwischen der Gründung im Jahr 1999 und 2009 war eine sehr bewegte in der auch wirtschaftlich nicht alles rund lief. Es waren schwierige Jahre für die oekostrom AG, die sich damals in einigen wirtschaftlich bedrohlichen Situationen befand. Die Vorstandsteams seit 2009 konnten das Ruder aber seither erfolgreich drehen und die Gesellschaft auf einen profitablen und auch wirtschaftlich nachhaltigen Pfad lenken.

Persönlich bin ich mit dem Unternehmen erst 2014 in Kontakt gekommen nachdem unser Energieberatungsunternehmen (Synto GmbH) immer wieder Verträge für Gewerbekunden mit der oekostrom AG verhandelt und vermittelt hat. In der Energieberatung liegt der Fokus auf Energieeffizienz aber dennoch ist auch der Bezug von Grünstrom ein wesentlicher Baustein. Aus Kundensicht hat uns die oekostrom AG also überzeugt. Doch auch die unternehmerischen Zahlen sowie die Potenziale waren überzeugend, weshalb wir seitdem beteiligt sind.

Seit 2014 konnte das Unternehmen die Kundenzählpunkte verdreifachen (sowohl organisch als auch durch Zukäufe), die Produktion verdoppeln und jedes Jahr ein positives Konzernergebnis vorweisen und dieses bis 2021 vervierfachen. Außerdem wurden drei erfolgreiche Kapitalerhöhungen (inkl. jener im Juni 2022) durchgeführt und die Eigenkapitalbasis stetig gestärkt. Die Eigenkapitalquote lag zuletzt bei stabilen 36%. Den guten Geschäftszahlen folgte auch die Bewertung der Gesellschaft mit einer Marktkapitalisierung von mittlerweile €50 Mio. Weitere Informationen finden sich im Geschäftsbericht 2021.

Erneuerbarer Energiekonzern formt sich

Das Repowering Projekt Parndorf ist das größte der Unternehmensgeschichte (€45 Mio Projektvolumen) und wird die Produktion im Windpark Parndorf ab 2023 verdoppeln. Vorstand und Aufsichtsrat hätten außerdem keine Kapitalerhöhung über €12,5 Mio durchgeführt, wenn es nicht noch einige vielversprechende Projekte in der Pipeline geben würde. Man darf also auf den weiteren Ausbau und Zukauf von PV- und Windenergieanlagen gespannt sein.

Letztes Jahr – einem schwachen Windjahr – konnte die oekostrom AG ein Konzernergebnis von €1,5 Mio erwirtschaften. Die Marktkapitalisierung lag Ende 2021 bei knapp € 40 Mio. Auf Basis des letztjährigen Ergebnisses scheint die Aktie mit €32 — dem Preis bei der Kapitalerhöhung im Juni 2022 — fair gepreist zu sein. Aufgrund der ambitionierten Ziele der Bundesregierung bzgl. des Ausbaus der Erneuerbaren und dem großen Interesse der Bevölkerung sich daran zu beteiligen, erwarten wir auch in den nächsten Jahren eine starke Nachfrage. Die erfolgreiche Kapitalerhöhung über €12,5 Mio bestätigt das große Interesse.

In den letzten Jahren hat sich die Gesellschaft zu einem verlässlichen Dividendenzahler entwickelt. Für das Geschäftsjahr 2021 wird der Hauptversammlung eine Dividende von € 0,30 je Aktie vorgeschlagen. Bei der Ausschüttungsquote von 29% (€0,43 Mio Dividende bei €1,5 Mio Konzernergebnis) kann die Gesellschaft den Großteil der Gewinne reinvestieren und gleichzeitig die Aktionäre direkt am Gewinn beteiligen.

Der Fokus auf den Ausbau erneuerbarer Energien ist so hoch wie noch nie. Über 20 Jahre Erfahrung in der Projektentwicklung und gute Vernetzung im Markt sind jedenfalls ein Wettbewerbsvorteil für das nächste Jahrzehnt der Energiewende und die oekostrom AG scheint bestens positioniert. Klein genug, um Projekte umsetzen zu können, die sich für große europäische Energiekonzerne unter dem Radar befinden aber gleichzeitig finanziell stark genug, um signifikante Projekte wie jenes in Parndorf aus eigener Kraft umsetzen zu können. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass die oekostrom AG einzelne PV- oder Windenergieanlagen opportunistisch erwerben und so das Kraftwerksportfolio stetig profitabel erweitern kann.

Ein Listing an der Wiener Börse ist zukünftig möglich, die positive Grundeinstellung dazu wurde bereits vor einigen Jahren von den Aktionären abgefragt. Für die Wiener Börse wäre die oekostrom AG eine optimale Ergänzung am Direct Market Plus. Vorstand und Aufsichtsrat sind sich aber anscheinend nicht sicher, ob der Mehraufwand im Bereich Corporate Governance genügend Vorteile mit sich bringt. Ausreichend Zugang zum Kapitalmarkt hat die oekostrom AG sichtlich auch vorbörslich wie die letzte Kapitalerhöhung (über Conda) über mehr als €12,5 Mio beeindruckend gezeigt hat. Auch größere nationale Player in der Produktion wie die Windkraft Simonsfeld AG oder die WEB Windenergie AG (deren Anleihen sind jedoch an der Wiener Börse gelistet) zeigen, dass der vorbörsliche und private Kapitalmarkt diese Unternehmen ohne ein Börsenlisting finanzieren kann.

Die neue Doppelspitze im Vorstand ist meiner Meinung nach in der Lage die Potenziale des Unternehmens zu heben, verfolgt große Pläne und setzt diese auch seit dem Start in dieser Funktion zielstrebig um. Zwei Kapitalerhöhungen innerhalb von nur 14 Monaten (€4,1 Mio und €12,5 Mio) schaffen die dafür notwendige Eigenkapitalausstattung. Ich freue mich auf die nächsten Jahre und bin davon überzeugt, dass die oekostrom AG im Handel, Vertrieb sowie in der Produktion profitabel und nachhaltig wachsen kann und ein noch stärkerer Player in der erneuerbaren Energieindustrie wird.

1. Juni 2022